Sanitärtechnik

05.04.2024
Fery Lipp

Interview mit Emanuel Bürki, LaPreva

Vor 10 Jahren ist LaPreva mit seinem ersten Dusch-WC auf dem Markt erschienen; einiges hat sich verändert in dieser Zeit, dennoch sollte die Verbreitung dieser Geräte für das Bad schon längst grösser sein. Woran liegt das? Schliesslich hat ein Schweizer diese Anwendung Ende der 1950er Jahre erfunden. Der Firmen-Chef der LaPreva AG in Diepoldsau, Emanuel Bürki, erklärt im Interview mit dem p+i, wie sein Unternehmen den aktuellen Herausforderungen am Dusch-WC-Markt begegnet und welche Hürden für eine weitere Verbreitung dabei zu meistern sind.

Emanuel Bürki, Ihr Unternehmen ist heuer genau 10 Jahre mit seinen hochwertigen Dusch-WCs auf dem Markt präsent. Sie sind seit Anfang dabei und jetzt der Geschäftsführer von LaPreva. Wie haben Sie diese Zeit erlebt und was wurde mit Ihren Produkten erreicht?

Es war und ist eine spannende Reise mit Höhen und Tiefen. Wir haben von Anfang an auf Innovation und Mehrwert für unsere Kunden gesetzt, sowohl bei unseren Produkten aber auch in der Art und Weise wie wir mit unseren Fachpartnern zusammenarbeiten.

Das LaPreva P1 war beispielsweise das erste Dusch-WC mit Entkalkungsfunktion und thermischer Reinigung. Die Bedienung über den seitlichen Controller war revolutionär. In der Anfangsphase mussten wir als neuer Anbieter mit unserem LaPreva P1 viel Überzeugungsarbeit bei den Installateuren leisten. Zu Recht haben sich viele Installateure gefragt, ob so eine junge Firma im Dusch-WC-Markt im Wettbewerb bestehen kann. Stimmt die Produktqualität? Funktioniert der Service? Kann und soll ich meinen Kunden ein Dusch-WC von LaPreva empfehlen? Nach über 10 Jahren im Markt beantworten die meisten Installateure in der Schweiz diese Fragen klar mit ja.

 

Was zeichnet Ihr Unternehmen aus und wo liegen die Stärken Ihrer Produkte?

Unseren Erfolg verdanken wir unseren kompetenten, langjährigen und top motivierten Mitarbeitern. Wir sind die Schweizer Dusch-WC-Spezialisten und das erleben unsere Fachpartner und Kunden jeden Tag live. Egal ob sie mit unserem Kundendienst telefonieren, mit unseren Fachberatern in Kontakt stehen oder einen Besuch unserer Servicetechniker haben – die Leidenschaft und Fachkompetenz für das Thema Dusch-WC werden sie bei jedem Einzelnen finden. Wir bieten keine Komplettbäder an, sondern fokussieren uns auf das Thema Dusch-WC. Und in diesem Bereich sind wir Spezialisten. Das sieht man auch an unseren Produkten: satter Duschstrahl, innovative Hygienefunktionen, intuitive Bedienung, einfache Reinigung, zeitloses Design, einfache Montage … unsere Dusch-WCs sind bis ins Detail durchdacht und setzen in vielen Bereichen Massstäbe.

 

Wie wichtig LaPreva das Äussere eines Dusch-WCs ist, sieht man daran, dass Ihre Produkte – ganz anders als z.B. die früheren Closomat-Anwendungen - das beste Design haben. Ein Glücksfall mit begabten Designern?

Ästhetik liegt immer auch im Auge des Betrachters, doch unsere Designsprache hat natürlich weniger mit Glück zu tun - vielmehr war es eine strikte Anforderung an unsere Ingenieure, ein Dusch-WC zu entwickeln, das möglichst nicht als solches erkennbar sein sollte. Mit dem LaPreva P2 und seiner patentierten Montageplatte beispielsweise können wir nun Dusch-WCs anbieten, bei denen sämtliche technischen Komponenten in der Keramik verborgen sind. Und es ist gleichwohl sehr bequem und schnell zu montieren. Der bewusste Verzicht auf grossflächige Kunststoffhüllen bringt nicht nur optische Vorteile, unsere Dusch-WCs sind so auch einfacher zu reinigen und zu pflegen.

 

Zunehmend gibt es jetzt günstige Einsteiger-Dusch-WCs. Was ist Ihre Antwort darauf?

Der Preis war schon immer eine Einstiegsbarriere für Dusch-WC-Neulinge. Günstige Modelle erweitern den Kreis zukünftiger Dusch-WC Nutzer. Mit unserem LaPreva P3 haben wir ein preiswertes Modell im Sortiment, das optisch, aber auch funktional zu überzeugen weiss. Mit einem kräftigen Duschstrahl, der formschönen Keramik mit komplett integrierter Technik und dem einfachen Bedienkonzept müssen unsere Kunden keine Abstriche bei den Kernfunktionen eines Dusch-WCs machen. Bei unserem toll aussehenden Einstiegsmodell LaPreva P3 war das Ziel nicht möglichst günstig, sondern möglichst preiswert zu sein. Aus diesem Grund ist das P3 auch eine echte Komplettanlage und kein Kunststoffaufsatz. Bei der Duschleistung und der Materialisierung sind wir bewusst keine Kompromisse eingegangen, sodass auch unser Einstiegsmodell die Marke LaPreva verdient.

 

Wieviel Komfort soll man in ein Dusch-WC einbauen? Ist nicht gerade das Allernötigste zu einem vernünftigen Preis viel wichtiger für die Verbreitung von Dusch-WCs am Markt?

Klar steht bei einem Dusch-WC die Reinigung mit Wasser und dementsprechend der Duschstrahl im Mittelpunkt. Die Bedürfnisse und Anforderungen unserer Kunden sind aber sehr vielfältig. Und wenn man sich an gewisse Komfortfunktionen gewöhnt hat, will man sie auch zukünftig nicht mehr missen. Für die Verbreitung von Dusch-WCs in der Schweiz ist aber meiner Meinung nach weniger die Funktionalität des Marktangebots, sondern vielmehr die Einstellung und die Gewohnheiten der Bevölkerung entscheidend. Das Bidet in Südeuropa, die Brause in den arabischen Ländern oder das Dusch-WC in Asien sind das Äquivalent zum «Papiergerubbel» in Mitteleuropa. Solange wir Schweizer uns mit Papier «reinigen» statt mit Wasser, wird das Dusch-WC die Ausnahme und nicht die Regel sein.

2.	Emanuel Bürki (r.): «Egal ob sie mit unserem Kundendienst telefonieren, mit unseren Fachberatern in Kontakt stehen oder einen Besuch unserer Servicetechniker haben – die Leidenschaft und Fachkompetenz für das Thema Dusch-WC werden sie bei jedem Einzelnen finden.»

2. Emanuel Bürki (r.): «Egal ob sie mit unserem Kundendienst telefonieren, mit unseren Fachberatern in Kontakt stehen oder einen Besuch unserer Servicetechniker haben – die Leidenschaft und Fachkompetenz für das Thema Dusch-WC werden sie bei jedem Einzelnen finden.»

Emanuel Bürki: «Aktuell konzentrieren wir uns voll auf die Markteinführung unseres ganz neuen LaPreva P1.» (Bilder: zVg)

Emanuel Bürki: «Aktuell konzentrieren wir uns voll auf die Markteinführung unseres ganz neuen LaPreva P1.» (Bilder: zVg)

Ihr ausgeklügeltes Reinigungssystem am Dusch-WC war vor 10 Jahren etwas Spezielles. Was wurde in dieser Hinsicht verbessert und was unterscheidet es heute noch von der Konkurrenz?

Ein Dusch-WC soll über ein Jahrzehnt als Hygieneprodukt im Bad unserer Kunden funktionieren. Deshalb haben wir unsere Dusch-WCs so konzipiert, dass sie sowohl von aussen als auch von innen gereinigt werden können. Äusserlich verzichten wir wo immer möglich auf Kanten, Schmutzfugen und Schnittstellen zwischen Technik und Keramik. Für die Technik und das wasserführende System im Innern des Dusch-WCs bieten wir mit der Entkalkung und der thermischen Reinigung wirkungsvolle Reinigungsmöglichkeiten. Die Entkalkung ist mittlerweile Standard, die thermische Reinigung hingegen wurde bisher noch nicht kopiert.

 

Sie haben vor einiger Zeit quasi den Urahnen aller Dusch-WCs – den Closomat von Erfinder Hans Maurer – gekauft. Was versprechen Sie sich davon?

Wir haben die Geschäftstätigkeiten der Closemo AG per 2022 übernommen und sorgen seither dafür, dass auch langjährige Closomat-Nutzer einen professionellen Service in Anspruch nehmen können. Wir haben einen Grossteil der Belegschaft mitsamt ihrem Dusch-WC-Know-How übernommen und konnten dadurch sowohl unsere Kundenbasis als auch unsere Kundendienstorganisation erweitern. Mit nun 12 hauseigenen Servicetechnikern können wir schweizweit sowohl für Closomaten als auch für LaPreva-Dusch-WCs einen schnellen, kompetenten und zuverlässigen Service anbieten.

 

Sind Dusch-WCs ohne Stromanschluss in irgendeiner Form noch ein Thema oder sind solche Produkte - von Konkurrenten angeboten – für Sie keine Alternative?

In unserem Markt spüren wir von diesen Produktkonzepten wenig und auch unsere Fachpartner haben bisher kein entsprechendes Interesse bekundet. Aktuell konzentrieren wir uns voll auf die Markteinführung unseres brandneuen LaPreva P1.

 

Welchen Marktanteil erreicht LaPreva mit seinen Produkten?

Offizielle Zahlen zu Marktanteilen sind uns nicht bekannt. Im «Nischenmarkt Dusch-WC» sind wir definitiv eine ernstzunehmende Grösse. Leider ist der unangefochtene Marktführer noch immer die normale WC-Schüssel mit Toilettenpapier.

 

Wie hoch ist der Marktanteil von Dusch-WCs aller Anbieter in der Schweiz bei neu erstellten Gebäuden? Wie läuft es im Bestand?

Wie bereits erwähnt gibt es hierzu keine offiziellen Zahlen, weshalb diese Frage sehr schwierig zu beantworten ist. Die meisten Dusch-WCs verkaufen wir über unsere Fachpartner an Privatkunden und anteilsmässig gehen diese überwiegend in den Renovationsbereich.

Beim Neubau und im Objektgeschäft feiern wir immer öfters schöne Erfolge. So wächst unsere Referenzliste an Hotels, Alterswohnungen und hochwertigen Überbauungen stetig. Bei vielen institutionellen Bauherren und Investoren ist aber das Thema Dusch-WC noch nicht etabliert. Es gilt als «Luxusprodukt», das keine Rendite abwirft. Aber auch hier gibt es Pioniere, die das Dusch-WC bei ihren Projekten als Standard setzen, um ihren Mietern oder zukünftigen Eigentümern einen unverzichtbaren Mehrwert zu bieten. Schon oft thematisiert aber wahr: Wer einmal ein Dusch-WC hatte, wird nie wieder darauf verzichten wollen – das gilt auch für Mieter und potentielle Kaufinteressenten.

 

Welche weiteren Anstrengungen sind bei Ihnen vorgesehen, um dem Dusch-WC endlich zum grossen und verdienten Durchbruch zu verhelfen?

Wir entwickeln unsere Dusch-WCs technisch stetig weiter, investieren in die Marktpräsenz, nehmen an Publikumsmessen teil und unterstützen unsere Fachpartner wo immer möglich, um das Thema Dusch-WC zum Erfolg zu führen. Meiner Meinung nach haben die Installateure bei Endkunden immer noch Expertenstatus. Eine überzeugte Empfehlung, eine gute Beratung und eine Prise Humor meines Installateurs helfen wahrscheinlich mehr als jeder Hochglanzprospekt und jeder Werbespot.

 

Welche Produkte bzw. Innovationen sind von LaPreva in der nächsten Zeit zu erwarten?

An der diesjährigen Swissbau haben wir unser neues Dusch-WC LaPreva P1 vorgestellt, das nach dem Sommer verfügbar sein wird. Bei unserem neuen Top-Modell haben wir wieder ein zeitloses Vollkeramikdesign mit integrierter Technik gewählt. Mit dem patentierten Dusch-Föhnarm, einem starken Duschstrahl, den bewährten Hygienefunktionen und der neuen UV-Düsenentkeimung setzen wir wieder neue Massstäbe in Sachen Komfort und Hygiene. Unser neues Dusch-WC wurde wieder von unseren erfahrenen Ingenieuren in der Schweiz entwickelt und es wird wie unsere anderen Dusch-WCs auch hier in der Schweiz produziert.

 

Wie schätzen Sie die weiteren Fortschritte an der Dusch-WC-Front in den nächsten Jahren ein? Wie wird es weitergehen?

Vom grossen Durchbruch der Dusch-WCs reden und träumen viele schon Jahrzehnte lang. Ich rechne eher mit einem eher geringen, dafür stabilen und nachhaltigen Wachstum bei der Nachfrage. Das Angebot an Dusch-WCs wird aber überproportional steigen. Asiatische Plattformen sind bereits jetzt in vielen Kanälen wie Baumärkten und Onlineshops vertreten. Auch bekannte europäische Anbieter setzen zunehmend auf asiatische OEM-Produkte und platzieren ihre Marke auf solchen Geräten. Die Wettbewerbsintensität wird entsprechend steigen.

Zumindest in der Schweiz hat jedoch der Service noch immer einen sehr hohen Stellenwert, und bei einem Lebenszyklus von 10, 15 oder gar 20 Jahren ist es sowohl für unsere Fachpartner aber vor allem für unsere Endkunden wichtig, einen verlässlichen Partner an der Seite zu haben. Deshalb denke ich, dass sich die etablierten Anbieter im schweizerischen Dusch-WC-Markt behaupten werden. Über den Erfolg werden auch nicht zuletzt die Sanitärinstallateure und Fachhändler entscheiden, die nach wie vor mit ihrer Empfehlung und Überzeugung Dusch-WCs verkaufen und installieren.


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